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Klassentreffen - Eine Zeitreise

Erstellt von Hullk am 25.11.08 um 22:40 Uhr

Das Leben ist wie ein Buch. Es beginnt und es endet. Und wie ein Buch teilt sich unser Leben in mehrere Kapitel auf. Das erste Kapitel ist die Geburt und das letzte Kapitel ist der Tod. Wie viele Kapitel nun manches Leben hat, hängt nicht nur von der Länge ab, sondern auch von der Vielseitigkeit (Jobs, Beziehungen, Schicksalsschlägen, etc.) des Lebens. Ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist die Schul- bzw. die „Bildungs“-zeit, die sich in mehrere Kapitel gliedern kann. Grob gefasst in Grundschule, Oberschule und Uni oder Lehre oder beides. Bei jedem ist das anders, bei vielen gleich.


In jedem Kapitel der Schulzeit werden wir von Kameraden begleitet mit denen wir zusammen einen Verbund bilden, einen Klassenverbund. Und für viele Jahre sollten diese Kameraden unsere Wegbegleiter sein. Doch irgendwann ist ein Kapitel zu Ende und nicht jeder unserer Wegbegleiter kommt mit ins nächste Kapitel. Im Gegenteil, es ist eine eher geringe Anzahl von Begleitern mit denen wir zusammen mit neuen Begleitern, die ihrerseits auch mit der gleichen Situation konfrontiert sind, einen neuen Verbund bilden müssen. Und so geht es eigentlich immer weiter. Wie in einem Sieb bleiben immer nur sehr Wenige übrig, die wir mit in unser nächstes Kapitel nehmen.

Doch haben wir viele Leute auf den Weg durch unsere Kapitel nicht mitgenommen, so existieren sie dennoch und man würde eigentlich gerne wissen wollen, was aus ihnen geworden ist. Und ehe man sich versieht, heißt es auf einmal „KLASSENTREFFEN“.

Allein dieses Wort lässt einen sofort einen Flashback durch den Kopf jagen mit Gedanken an das Kapitel von damals, ein Flashback an die Wegbegleiter von damals. Da man natürlich in mehreren Klassen seinen Bildungsweg geht bzw. gegangen ist, ist es natürlich wichtig zu wissen, um welche Klasse es sich handelt. Ist es die Grundschulklasse, so ist es die Klasse, die am längsten zurückliegt, wo in der Regel die meißten Jahre dazwischen liegen und die größten Entwicklungssprünge zu sehen sind.

Um die Grundschule soll es nun folgend weitergehen.

Dass natürlich das Wort „Klassentreffen“ mehrmals fallen muss, damit dieses auch wirklich realisiert werden kann, ist völlig normal. Denn als erstes muss man überlegen, wer war denn früher überhaupt alles dabei. Schnell fallen einem die ersten Namen ein, mit etwas mehr Zeit, dann die nächsten usw. bis man schließlich auch mit Hilfe der Ersteingefallenen eine komplette Liste hat. Dank heutiger Netzwerke ist es kein Problem mehr Kontakt zu einem Großteil der auf der Liste stehenden Leute aufzubauen. Und wenn man Glück hat, so hat eventuell einer von den Erreichten Kontakt zu den fehlenden. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie man früher ein Klassentreffen geplant hat?

Nachdem man also diese Leute erfolgreich in den Netzwerken gefunden und die eigene Freundesliste eingefügt hat, so muss dann nur noch ein Datum her. Und wenn das gefunden ist, und erst festgelegt ist, dann steht es fest, das „KLASSENTREFFEN“. Und da man ja sowas eher längerfristig plant, so vergehen dann doch noch Wochen bis es soweit ist, und auf einmal wird man morgens wach mit dem „erschreckenden“ Gedanken: Klassentreffen. Natürlich freut man sich auf das Treffen, doch ist man auch nervös. Denn so ein Treffen ist wie eine Messe. Jeder stellt sich da aus. Jeder wird von oben bis unten begutachtet, und jeder macht sich über jeden ein Urteil. Doch mehr dazu später.

Noch einmal hat man, bevor man aufsteht einen Flashback an die alte Zeit. Und diese Flashbacks wird man noch häufiger an diesem Tag bekommen. Irgendwann ist es denn soweit und man kann endlich losgehen, um zum Treffpunkt zu gelangen. So kamen doch die letzten Minuten wie die Ewigkeit vor, ehe man endlich losgehen konnte. Und nun wird es schlimmer…

Je näher wir dem Treffpunkt kommen, desto aufgeregter werden wir. Es ist eine Mischung aus Vorfreude, Angst und Ungewissheit. Vorfreude endlich die Begleiter aus unserem früherem Kapitel zu sehen und sie in unser aktuelles Kapitel zu holen, Angst weil es doch eigentlich anfangs ein Treffen mit „Fremden“ ist und Ungewissheit, weil wir nicht wissen, wie wir ankommen werden, oder wie die Stimmung sein wird.

Ist man nun endlich am Treffpunkt und es ist in einer öffentlichen Bar, so hofft man irgendwie nicht der Erste zu sein, aber auch nicht der Letzte. Irgendwie in der Mitte wäre ideal. Man will nicht der Erste oder der Zweite sein, da man nicht weiß, ob man zu zweit gleich ein Gespräch führen kann. Man will aber auch nicht der Letzte sein, den alle erst mal anschauen und begaffen und der sich irgendwo ran setzen muss, und sich ins Gespräch „reindrängen“ muss. Ist man also nun so ein Mittelkandidat, so muss man erst mal den Tisch suchen, an denen die alten Klassenkameraden sitzen. Und natürlich sieht man diesen Tisch, aber man nimmt ihn nicht wahr, man dreht sich wieder um, und will eigentlich schon wieder woanders hin, ehe man dann genau von diesem Tisch seinen Namen mit einem großen Fragezeichen hintendran hört. Man dreht sich wieder um, und schaut genauer zu dem Tisch und erkennt plötzlich dank des einen oder anderen Bildes aus den Netzwerken die eine oder andere Person. Mit einem Lächeln und der Aussage, dass man die Personen erst gar nicht erkannt hätte geht man nun zum Tisch und reicht jedem die Hand. In diesem Moment ist jeder erst mal fremd.

Doch schon beim Hinsetzen erkennt man alle Gesichter wieder und man fühlt sich nun ein klein wenig wohler und weniger fremd. Nachdem man nun „verhört“ wird, man also seine bisherige Lebensgeschichte auspackt, merkt man, wie man begutachtet wird, aber auch wie man selber die Leute um sich rum begutachtet. Während dieses „Verhörs“ lässt aber die Anspannung nach und man kann sich nun gelöster dem Talk widmen. Und da auch noch nach einem ehemalige Begleiter kommen, und denen es nicht anders geht, wie einem selber, ist man erst mal aus der Schusslinie raus.
Dass man sich nun irgendwann gemeinsam an die alte Zeit erinnert ist völlig klar. Sind es ehemalige Lehrer, die man sowohl gut als auch schlecht redet oder Klassenfahrten, wo man doch so manchen Mist gemacht hat, oder einfach nur irgendwelche Dinge, die man in der Grundschulzeit getan hat. Und irgendwann passiert etwas, mit dem man nicht so wirklich gerechnet hat oder rechnen konnte. Ohne auch nur annähernd den genauen Zeitpunkt nennen zu können, entsteht wieder das alte Vertrauen zu den Personen um einen rum, und diese Personen „verwandeln“ sich wieder in die Begleiter von damals, als hätte es die Kapitel dazwischen nicht gegeben.

Und ehe man sich versieht sind schon wieder Stunden vergangen, und man möchte jetzt eigentlich ewig diesen Moment halten und hier mit seinen neuen alten Begleitern weiterreden. Doch warum nur über alte Zeiten reden, wenn man auch etwas machen kann? Warum nicht im aktuellem Kapitel etwas Gemeinsames machen? So kann es also sein, dass man den Ort verlässt und sich einer gemeinsamen Tätigkeit widmet (Bowlen, Billard, Disco, etc.). Man ist dann wieder ein Verbund, nur das man nicht mehr auf der Straße in Zweierreihen laufen muss, und anstatt der Capri-Sonne, man ein Bierchen in der Hand hält. Es ist wie ein Wandertag. Man beginnt auf einmal in dem aktuellem Kapitel weiterzuschreiben, statt über längst Geschriebenes zu debattieren.

Auch hier vergehen die Stunden wieder rasend schnell. Wieder einmal müssen wir feststellen, dass sich glückliche Uhren wohl schneller drehen, als traurige und langweilige. Und so ist der Zeitpunkt, den man eigentlich noch Lange vor sich herschieben wollte, erreicht. Man muss seinen neuen Freunden auf Wiedersehen sagen. Neue Freunde, die man schon mal hatte und die es auch immer gab. Verabschieden tut man sich dann mit den Worten, so schnell wie möglich so ein Treffen zu wiederholen und dann geht man getrennte Wege. Und im Innersten weiß man, viele von den Leuten wird man eigentlich nur auf so einen Treffen sehen.

So sind eben Klassentreffen. Es bilden sich temporäre Freundschaften und viele davon halten nur für die Dauer des Treffens. Aber es wird ja wieder ein weiteres Treffen geben, und da kann man dann ja wieder Freunde sein.

In diesem Sinne,

Hullk, der am 22.11.2008 ein Klassentreffen hatte.



Eckpert #01 - Erstellt am 25.11.08 um 23:00



1170 Beiträge
Rührend. Es entstehen tatsächlich enge Bindungen, wenn man die Vergangenheit teilt und darüber spricht. Wann machen wir denn mal wieder nen Klassentreffen von der Siemens?

danger #02 - Erstellt am 27.11.08 um 09:47



2278 Beiträge
Wir hatten vergangenen Sommer angedacht zumindest im Rahmen unserer Jungs zelten zu gehen. Mia hatte sich der Organisation angenommen, allerdings verlief sich der Gedanke leider mit der Zeit...

Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich Klassentreffen auch als etwas besonderes ansehe. Haben uns schon ca. drei mal im Rahmen der Grundschulklasse getroffen und es gab dennoch immer wieder neues und lustiges zu berichten.
Der Teufel steckt meiner Meinung nach auch hier im Detail, oder besser gesagt in der Frequenz dieser Treffen. Kommen sie zu häufig zustande, geht der von Hullk recht schön beschriebene Reiz verloren, trifft man sich zu selten oder gar nicht, verliert man notwendige Kontakte und es sind viele Leute nur noch schwer, bzw. gar nicht auffindbar...






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